Keine Alternative zur Demokratie

Am 15.01.2025 fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe 60+Plus eine Besichtigung des Herrmann Ultraschall-Campus in Ittersbach statt. Über 70 Teilnehmer erlebten eine hoch interessante und hervorragend organisierte Veranstaltung.

Im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 hier ein Gastbeitrag von THOMAS HERRMANN, CEO - Herrmann Ultraschalltechnik GmbH & Co. KG.

Keine Alternative zur Demokratie

Wir haben ein Superwahljahr weltweit – mehr als 60 Staaten bitten zur Urne. In Deutschland liegen die Europawahl und zwei spannende Landtagswahlen hinter uns.
Europa hat das Wort Demokratie in Athen vor rund 2.500 Jahren erfunden. Bis heute kämpfen wir um sie. Die Herrschaft des Volkes – das ist die Übersetzung von Demokratie – löst Jubelrufe und offene Fragen aus.
Vor allem, wenn es um die Umsetzung des Volkswillens geht, die den Volksvertretern als Aufgabe gestellt wird. Wie leicht es ist, etwas zu versprechen und wie schwer dagegen, es umzusetzen, können wir aktuell beobachten. Die Themen unserer Zeit, wie Migration, Kriege und Wirtschaftskrise verunsichern viele Menschen und machen sie empfänglich für scheinbar leichte Lösungen.
Populismus grassiert weltweit am rechten und linken Rand des politischen Spektrums. Populisten behaupten, sie würden die wahren Interessen des Volkes vertreten und – kämen sie an die Macht – endlich für „Gerechtigkeit“ sorgen. Beide Strömungen kosten den Staatsapparat und seine Institutionen Kraft.
Die Ergebnisse der Europawahl und der beiden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen haben viele beunruhigt. Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass Demokratie nicht nur eine Staatsform ist, sondern vor allem eine Verpflichtung und bedeutet, dass ein Staatsvolk sich schrittweise seinen eigenen Weg in eine grundsätzlich offene Zukunft bahnen muss.
Wir, das Volk, sind nicht etwa „am Drücker“, sondern vielmehr in der Pflicht. Wir müssen eben keinem Demagogen oder Ideologen hinterherlaufen, sondern dürfen und müssen selbst Verantwortung übernehmen. Das Wahlrecht ist für überzeugte Demokraten Pflicht.
Manchmal ist Demokratie auch anstrengend. Wir dürfen jetzt den Diskurs nicht scheuen und müssen immer wieder mit allen ins Gespräch gehen. Und Kritik soll und muss erlaubt sein, auch an politischen Maßnahmen.
Aber es gibt neben konstruktiver Kritik keine Alternative zum (Zukunfts-)Optimismus. Was wollen wir unseren Enkeln erzählen? Es gilt, unseren Blick auch auf das Positive zu richten. Nehmen Sie die Tausende von Menschen, die Anfang des Jahres über Wochen auf die Straße gegangen sind, um für Demokratie und Menschlichkeit zu demonstrieren. Dazu gehören auch die Stimmen aus der Wirtschaft, wie unsere aktuelle wvib-Kampagne „Einigkeit.Recht.Freiheit.“ oder auch das Narrativ „Deutschland geht den Bach rauf“ des Manager Magazins. Sie verdeutlichen, dass unsere Demokratie wehrhaft ist und gelebt wird. Auch darüber hinaus gibt es so viel Positives zu Deutschland zu berichten: Unser Bildungswesen ist erfolgreicher, als wir uns das oft klarmachen, ebenso unsere Universitäten. Wir haben die Chance, wettbewerbsfähige und saubere Energie zu produzieren und uns auch ein Stück des Kuchens um die Künstliche Intelligenz abzuschneiden.
Populisten nähren sich von Angst und Unzufriedenheit. Wir dürfen uns davon nicht anstecken lassen. Zu viel Gutes geschieht in unserem Land, zu gut sind unsere Voraussetzungen für eine starke Zukunft, trotz Disruptionen.
Am 23. Mai wurde das Grundgesetz 75 Jahre alt. Die Gründerväter haben es ziemlich gut gemacht. Heute sind die universellen Werte des Grundgesetzes in der Bevölkerung breit akzeptiert. „Patriotisch“ ist, wer mit den Werten des Grundgesetzes in Einklang lebt und jeden anderen akzeptiert, der dies auch tut. Unsere Demokratie setzt sich dafür ein, dass die Würde eines jeden Menschen unantastbar ist. Dass jeder seine Persönlichkeit entfalten kann und keiner wegen Geschlecht, Abstammung, Herkunft, Glaube, sexueller Identität oder Behinderung benachteiligt wird. Vielfalt steht im Grundgesetz. Ganz vorne. Das Grundgesetz schließt niemanden aus, es privilegiert auch keine Gruppe und kein Individuum.
In vielen deutschen Firmen, Hochschulen und Kommunen arbeiten Menschen aus der ganzen Welt friedlich zusammen. Oft bestehen die Belegschaften in der Industrie zu einem Drittel oder mehr aus Menschen mit Migrationshintergrund, die gute Kolleginnen und Kollegen sind und sich in Deutschland eine Existenz aufgebaut haben. Wir brauchen diese Menschen, um gemeinsam erfolgreich zu sein.
Eine gute Demokratie braucht vor allem gute Demokraten. Eine gute Demokratie baut auf Menschen, die respektvoll mit anderen Menschen gute Lösungen für eine gemeinsame offene Zukunft suchen. Die klar in der Sache und fair im Ton sind. Die nicht nur lautstark fromme Dinge von andern fordern, sondern vielmehr selbst geben. Die erklären, für Ideen werben, die nicht belehren. In einer solch vielfältigen Demokratie wie in unserem Lande heißt Politik auch, Kompromisse einzugehen. Deshalb wird sie – weiß Gott – niemals alles für alle richtigmachen können. Nur Ideologien wollen unfehlbar sein. Man kann demokratische Tugenden im Arbeitsleben lernen und sollte sie täglich auch in der Familie praktizieren. Demokraten haben jeden Tag eine Stimme und die Wahl, nicht nur an der Wahlurne. Übrigens: Mit unserer Form der Demokratie haben wir in den letzten 75 Jahren viel mehr erreicht als mit allen anderen Staatsformen zuvor.
Was eine gute Demokratie nicht braucht, ist lauter, plumper Populismus, der andere Menschen mit Parolen oder Ideologien gegeneinander ausspielen will und schlechte Stimmung verbreitet. Wir brauchen Lösungen für alle. Wir brauchen geduldige und resiliente Mitbürger, die immer wieder für die Demokratie einstehen und damit für Einigkeit, Recht und Freiheit.

Thomas Herrmann
Vorstandsmitglied des WVIB
CEO von Herrmann Ultraschalltechnik GmbH & Co. KG